Olympiafieber

Olympia hat endlich angefangen. In allen Städten, in denen Wettkämpfe ausgetragen werden (nein es ist nicht nur London, auch wenn es immer so heisst), sind Notafallpläne ausgehängt, wie man sich am besten durch die Stadt bewegt um Staus zu vermeiden. In London gibt es explizite "Olympia Spuren" auf den Straßen. Normale Autos zahlen bis zu 130 Pfund, falls sie es wagen diese nutzen um den Staus auf den anderen Spuren zu entkommen. Die Olympia Spuren wurden eingeführt, als bei einer Olympiade ein Team im Stau steckenblieb und nicht rechtzeitig zum Wettkampf kam.
Die Londoner sehen das ganze mit gemischten Gefühlen. Nachdem wir bei unserem letzten Besuch in London am eigenen Leib erfahren haben, dass die Metro selbst an normalen Tagen an den Grenzen ihrer Kapazität angelangt ist, möchte man sich gar nicht vorstellen, wie es mit ein paar Millionen Besuchern mehr funktionieren soll. Ein Comic in der Times brachte es schön auf den Punkt: zwei Männer stehen an einem Metro-Bahnsteig. Einer hält eine Zeitung in der von einem Sprint Erfolg berichtet wird. Der andere sagt zu ihm: "IWissen Sie, ich bin mehr im Ausdauersport – wie Pendeln".

Aber irgendwo sind natürlich trotzdem alle stolz. Auch wenn das Interesse zu Beginn etwas zu wünschen übrig lies. Der erste Wettkampf überhaupt, zwei Tage vor der Eröffnungsfeier, fand hier in Cardiff statt. Vorrunde im Fussball der Damen. Im Stadium mit 70000 Plätzen klapperten ein paar 24000 Personen wie lose Erbsen herum. Es mag aber auch am Event gelegen haben, das nicht allzuviel Spannung versprach …. Mehr Spannung war offenbar in Glasgow geboten, wo ebenfalls ein Fussballspiel stattfand. Leider wurde (ich vermute wirklich aus Versehen) für das Team aus Nordkorea ausgerechnet die südkoreanische Flagge gezeigt, woraufhin die Spielerinnen demonstrativ das Feld verließen und erst nach einer Stunde bewegt werden konnten, zurückzukehren. Ein armer Praktikant sitzt jetzt vermutlich bei Wasser und Brot im Tower und büßt für sein Versehen …..

Die Eröffnungsfeier schließlich lieferte einen Kurzabriß der britischen Geschichte und erlaubte einen kleinen Einblick in die britische Seele. Nach den pompösen Eröffnungsfeiern der letzten Jahre, war es (trotz der hohen Kosten)  eine eher schlicht angehauchte Feier. Und an manchen Stellen für jemanden, der die britische Geschichte nicht so parat hat, eher schwer nachzuvollziehen.  Themen waren die ländliche Idylle, dann die Industrialisierung, die wilden 60er (der Krieg wurde ausnahmsweise ausgelassen, was in Britannien eher erstaunlich ist). Die nächsten Themen waren Kinderliteratur (von Alice in Wonderland, über Mary Poppins bis hin zu Harry Potter), Film und Fernsehen. Und eine unglaublich aufwändige Installation zum NHS. Spannend finde ich dabei mit welcher Begeisterung die Briten den National Health Service feiern. Ich bin dieser Begeisterung schon an vielen Stellen begegnet. Hier in Cardiff steht ein Denkmal vom Begründer des NHS. Am besten lässt es sich damit vergleichen, wenn wir in Deutschland dem Erfinder der Krankenkasse ein Denkmal setzen würden.

 

 

 

 

 

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