Tirana

ulrike   August 15, 2016   No Comments on Tirana

Was auch immer meine Erwartungen waren, Tirana hat mich positiv überrascht. Die Stadt ist nicht unbedingt schön, aber an allen Ecken spürt man eine gewisse Aufbruchstimmung. Das Zentrum ist – in guter sozialistischer Manier – bombastisch ausgelegt. Im Herzen der Stadt liegt der etwas überdimensionierte Skanderbeg Platz um den sich die Oper, eine funkelnagelneue Kathedrale (griechisch orthodox), die Et’hem-Bey-Moschee und das Kunstmuseum der Stadt gruppieren. Quer durch den Platz verläuft die Prachtstraße von Tirana, die vermutlich für Aufmärsche gebaut wurde. Sie endet an einem Monumentalbau, in dem heute das Polytechnikum untergebracht ist. Man kann sich aber gut vorstellen, dass früher von der Terrasse der Diktator Enver Hoxha zu den Massen gesprochen haben könnte.

Hat man erst einmal den Eindruck von gigantischer Größe verdaut, merkt man allerdings schnell, dass es nicht viel mehr zu sehen gibt. Das einzige Gebäude, das wirklich einen zweiten Blick und einen Besuch wert ist, ist die Moschee, die man außerhalb der Gebetszeiten besuchen darf. Das sollte man sich auf jeden Fall nicht entgehen lassen. Das zweite "must see", das mir im Hotel empfohlen wurde, war die Kunstausstellung. Die Viertelstunde, die man gebraucht hat, um einmal durchzulaufen, war aber auch schon genug. Hinter dem Gebäude bin ich dann aber doch noch auf eine interessante Ansammlung alter Herren gestoßen. Vermutlich wusste man nicht, wohin sonst damit…

Geht man ein Stück weg vom Zentrum, stößt man bald auf das echte Tirana und das entpuppte sich als recht nett. Es gibt viele Restaurants und Bars, generell günstig, wenn auch nicht so günstig wie in Saranda. Dazwischen findet man immer wieder Einkaufszentren. Was ich nicht gesehen habe, ist eine Art Einkaufsviertel. Alles in allem nehme ich einen positiven Eindruck mit. Es gibt sicherlich noch viele Probleme hier, die Armut, die Korruption (laut Transparency International liegt Albanien auf Platz 88 von 167), das sicherlich nicht immer einfache Erbe der Diktatur. Aber man hat auch das Gefühl, dass sich etwas bewegt. Viele Informationen, die ich im Internet recherchiert habe, haben sich als überholt und veraltet herausgestellt. Nicht wenige davon waren Neuheiten, die erst 2015 oder 2016 eingeführt wurden (beispielsweise neue Bus- und Fährverbindungen). Die Cafes sind voll mit jungen Albaniern, die das Selbstbewusstsein einer aktiven Nation ausstrahlen. Es wäre sicherlich sehr interessant, das Land in ein paar Jahren erneut zu besuchen.