Athen

ulrike   August 11, 2016   No Comments on Athen

Bevor ich heute nachmittag die Stadt verlasse, möchte ich doch noch etwas über Athen selbst schreiben. Gesehen habe ich vor allem die Innenstadt zwischen Syntagma Square und Monastiraki sowie die Altstadt rund um die Akropolis. Jetzt im August ist natürlich alles mit Touristen überschwemmt und alles ist darauf ausgerichtet, diese bei Laune zu halten. Vom "echten" Athen bekommt man vermutlich nur am Syntagma Square ansatzweise etwas mit, dem aus Funk- und Fernsehen bekannten Platz der Demonstrationen gegen die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung.

Geht man durch die Stadt und blendet alle Restaurants und Souvenier-Läden aus, sieht man wie viele Läden geschlossen, wie viele Häuser verfallen sind. Athen ist keine pulsierende Mittelmeer-Metropole wie Barcelona oder Rom. Es ist auch keine verschlafene Schönheit wie Lissabon. Ich habe nur wenig Ecken gefunden, die mir das Gefühl gaben, hier ist unter abblätterndem Verputz noch etwas an vergangener Schönheit versteckt. Was die Stadt dominiert, sind die unendlichen Ausgrabungsstätten, die an jeder Ecke und auf jedem Hügel auf Besucher warten. Das ist auf jeden Fall mein Eindruck nach zwei Tagen – was zugegebenermaßen ein sehr eingeschränkter Blickwinkel sein muss.

Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich keine einzige Ausgrabungsstätte besichtigt habe, nicht einmal die Akropolis. Bei über 30 Grad über schattenlose Steinwüsten zu laufen und dafür noch 30 Euro zu zahlen, war mir dann doch etwas zu viel Hingabe an das Altertum. Eines Tages werde ich es sicherlich nachholen. Dann aber im Frühling oder im Winter. Die 30 Euro sind übrigens ein Sammelpaket für alle Ausgrabungsstätten, die in der Stadt verteilt sind. Wenn man die Zeit und Muse hat, lohnt es sich auf jeden Fall. Neben den Ausgrabungen prägen vor allem Kirchen das Stadtbild. Auf beinahe jedem Platz steht mitten im Zentrum eine kleine gedrungene burgartige Kirche. Abends finden in fast allen griechisch-orthodoxe Gottesdienste statt. Innen sind die Kirchen vollständig im typisch ikonenhaften Stil ausgemalt. Der Altarraum ist durch eine ebenfalls bunt bemalte Wand von den Kirchenbesuchern abgetrennt. Während des Gottesdienstes wird eine Tür aufgemacht, so dass man Altar und Priester sieht. Die Priester selbst sehen tatsächlich so patriarchalisch aus, wie man es von Filmen und Bildern kennt: Langer Bart, lange Haare zum Zopf gebunden, hohe schwarze Kopfbedeckung und eindrucksvoller Umhang.

Was ist mir sonst noch aufgefallen in der Stadt der alten Philosophen? Die Griechen – vermutlich eher die Griechinnen – lieben Schuhe, sie lieben Pelze und sie lieben Süßes. Auf jeden Fall gibt es unendliche Schuhläden, erstaunlich viele Pelzläden (die selbst bei 30 Grad geöffnet haben) und wunderbare Cafe-Bäckereien mit süßen Törtchen, Teilchen und Eis. Zum dahinschmelzen!