Caerdydd

Man kann es beim Lesen fast erraten. Caerdydd ist die walisische Form von Cardiff, was bereits auf einen wichtigen Punkt hinweist: Cardiff liegt nicht in England, sondern ist die Hauptstadt von Wales. Und falls der werte Leser gerade keine Karte zur Hand haben sollte, hier eine kleine Erläuterung. Das was wir gemeinhin als Großbritannien bezeichnen, ist bekanntlich eine Insel, bestehend aus drei Landesteilen von denen zwei – Schottland und Wales – mit dem dritten – England – möglichst wenig zu tun haben wollen. Dem dritten – also England – ist das dagegen ziemlich egal, solange die anderen beiden brav ihre Steuern zahlen.
Daher ist es auch keine gute Idee, einen Waliser als Engländer zu bezeichnen. Nicht nur, dass man mit einem verächtlichen Blick abgestraft wird und ab diesem Moment sein Bier vermutlich alleine trinken muss, es wäre schlichtweg auch falsch (BTW: die Bezeichnung Briten mögen die Waliser auch nicht besonders. Rein formal wäre es allerdings korrekt.).
Ok und wo liegt nun Cardiff? Für alle, die gerade keine Karte zur Hand haben: Betrachtet man die britische Hauptinseln aus der Vogelperspektive, erinnert sie entfernt (ok, ok, man braucht etwas Phantasie dafür) an einen aufrechtsitzenden Osterhasen mit Blick nach Westen. Zu Schottland gehören in diesem Bild Kopf und Ohren des Hasen, Wales wäre der Bauch und der Rest gehört zu England. Cardiff liegt nun ungefähr in der Bauchfalte, also da wo der Bauch des Hasen aufhört und seine Füße anfangen. (Naja, vielleicht hilft der Blick in die Karte doch besser).
Die Anreise von London nach Cardiff mit dem Zug verläuft schnurgerade von Osten nach Westen und dauert etwa drei Stunden. Zwischenstopps sind unter anderem Reading, Swindon, Bristol und Newport. Das einziges Highlight der Fahrt ist die Querung des Bays zwischen Bristol und Newport. Leider bekommt man davon nichts zu sehen, da die Bahntrasse auf diesem Stück unterirdisch verläuft.
Cardiff selbst ist nicht besonders groß. Durch die vielen Studenten (es gibt vier Universitäten) wirkt die Stadt jedoch sehr lebendig. Insgesamt wohnen hier (laut Wikipedia) 320 000 Einwohner. Und nach drei Tagen bin ich noch keinem einzigen Deutschen begegnet. Offensichtlich befinde ich mich nicht in einer der touristischen Hochburgen Großbritanniens.

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